Dem Kaufhaussterben zum Trotz

Deshalb ist das Kaufhaus Danielsmeier noch am Netz

 

Von Uwe Wallkötter Redakteur , Dattelner Morgenpost , 22.11.2023

 

Das Dattelner Kaufhaus Danielsmeier feiert 2023 sein 85-jähriges Bestehen. Das Erfolgsrezept in Zeiten des Kaufhaussterbens: Handel ist Wandel.

Das Kaufverhalten der Bürger hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Stichwort: Onlinehandel. Das spürt der stationäre Einzelhandel, Tendenz steigend. Große Kaufhaus-Konzerne sind seit Jahren in der Krise, viele Standorte sind bereits geschlossen. Aber das Dattelner Kaufhaus Danielsmeier ist immer noch da, seit 85 Jahren. Und wird es auch bleiben, davon ist Kaufhauschef Markus Danielsmeier überzeugt. Er verkörpert die dritte Generation , die vierte ist in den Startlöchern. „Sie wird in drei, vier Jahren als Gesellschafter einsteigen, aber nicht die direkte Leitung des Hauses übernehmen“, sagt der 67-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion anlässlich des 85-jährigen Bestehens in diesem Jahr. Die Leitung liegt in den Händen von Geschäftsführer Oliver Dahms, den Posten hat er seit 2021 inne. Fragt man Markus Danielsmeier nach dem Erfolgsrezept, warum sein Haus dem Kaufhaussterben trotzt, sagt er: „Handel ist Wandel. Man muss sich verändern, mit der Zeit gehen.“

Hereinspaziert: Kaufhauschef Markus Danielsmeier ist 67 Jahre alt. Er will so lange arbeiten, wie es ihm noch Spaß macht. © Uwe Wallkötter


 

Kaufhaus ist unsere DNA“

„Ich habe Kaufhaus nie als Belastung gesehen. Alles unter einem Dach, das ist unsere DNA. Dabei bleiben wir, das ist das dickste Pfund“, ist Oliver Dahms überzeugt. Dass große Konzerne Standorte dicht machen mussten, liegt seiner Meinung nach am Personalabbau. Und dort habe man den Einkauf in die Hände der Lieferanten gelegt und damit viel Einfluss auf die Sortimente verloren. Diesen Weg schlägt man bei Danielsmeier nicht ein. Und das schätzen auch viele Kunden von auswärts. „Wir haben letztes Jahr eine Kundenanalyse durchgeführt. Mehr als 50 Prozent der Stammkunden kommen nicht aus Datteln. Der Großteil der auswärtigen Stammkunden kommt aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern zu uns, viele aus Waltrop, Oer-Erkenschwick, Olfen oder Selm“, berichtet der Kaufhaus-Chef.

 

Die Firmengeschichte beginnt in Dortmund

Die Anfänge der 85-jährigen Danielsmeier-Firmengeschichte gab es in Dortmund-Huckarde und sie sind nicht vergleichbar mit dem heutigen Kaufhaus mit seinen 5200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Die Großeltern Amanda und Fritz hatten dort eine Art kleinen Gemischtwarenladen. „Später haben meine Oma und ihre Schwester in Dortmund gemeinsam das Geschäft betrieben. Aber die Chemie stimmte nicht.

Meine Großeltern und Eltern hatten dann bei einem Kaufhaus-Verband nach einem freien Standort in der Region angefragt, kamen so nach Datteln und bauten an unserem heutigen Standort neu“, erinnert sich Markus Danielsmeier. Der Startschuss in der Kanalstadt fiel auf 200 Quadratmeter Ladenfläche, verkauft wurden Textilien. Im Laufe der Jahre wurde das Kaufhaus dreimal erweitert, 1966, 1974 und zuletzt 1996, als auch die große Glaskuppel auf dem Dach montiert wurde.

Ein historisches Foto vom Kaufhaus Danielsmeier in Datteln. Es stammt aus den 60er Jahren. Damals gab es noch einen offiziellen Winter-Schlussverkauf.© Markus Danielsmeier


Oliver Dahms ist seit 2021 Geschäftsführer im Kaufhaus Danielsmeier.© Uwe Wallkötter

 

Für Geschäftsführer Oliver Dahms steht fest: Es ist die Individualität für den Standort, die die Kunden schätzen. Diese Individualität, die große Konzerne mit einem Mal abschnitten, als sie den Einkauf zentralisierten und damit alle ihre Standorte vergleichbar machten. „Das war der Anfang vom Ende“, sagt Oliver Dahms. Aus seiner Sicht sind die Stichworte Verlässlichkeit und Berechenbarkeit das, was die Kunden schätzen. Und da spiele die persönliche Beratung und das Engagement der heute 75 Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Markus Danielsmeier ist überzeugt, dass in den Häusern der großen Kaufhauskonzerne den Mitarbeitern es egal ist, was die Kunden kaufen.

Im letzten Jahr hat man bei Danielsmeier eine App eingeführt. „Das ist eine digitale Erweiterung unserer analogen Stammkundenkarte. Die bringt unseren Kunden viele Vorteile.“ Und damit verbunden ist auch ein Click- und Collect-Onlineshop.


 

Oliver Dahms hat sich bewusst gegen einen reinen Online-Shop entschieden, in dem Waren auch gekauft werden können. „Wir sind kein Versandhandel. Wir wollen unsere Kunden beraten, dafür haben wir auch das Personal.“ Große Online-Shops wie Zalando würden heute ihre Plattform zu 50 Prozent für Dritte zur Verfügung stellen. „Die Leute kaufen online gleich drei Pullover in unterschiedlichen Größen und schicken zwei zurück. Das ist einfach nicht kalkulierbar“, sagt Dahms, dessen Mutter Christine seit 53 Jahren bei Danielsmeier arbeitet. Welchen Einfluss der Onlinehandel auf den Umsatz bei Danielsmeier hat, lasse sich schwer beziffern, sagt Markus Danielsmeier. „Die Branche der Unterhaltungselektronik ist da sicher viel stärker betroffen. Da ist alles vergleichbar. Leute lassen sich im Markt beraten und kaufen dann online. Unsere Kunden wollen beim Kauf von Textilien, Meterware oder Lederwaren aber die Sachen anfühlen und ausprobieren. Das ist der Unterschied.“

 

Umbau der City besorgt den Kaufhauschef

Dass sich endlich etwas in der Stadtgalerie tut, das findet Markus Danielsmeier richtig gut. „Jeder profitiert von dem, was die Stadt attraktiver macht.“ Was dem Kaufhaus-Chef allerdings große Sorgen bereitet, ist der Umbau der Fußgängerzone, der zwei Jahre dauern wird. „Mal sehen, wer dann noch da ist“, orakelt Oliver Dahms. Markus Danielsmeier erinnert sich, als vor seinem Kaufhaus neue Abwasserkanäle eingebaut wurden. „Das hat nur neun Monate gedauert. Das hat aber schon für erhebliche Umsatzeinbußen gesorgt.“

 

Kreative Ideen in der Corona-Zeit

Apropos Umsatz: Corona hat auch im Kaufhaus Danielsmeier für Verluste gesorgt. „Wir sind erst jetzt wieder auf dem Niveau von 2019“, sagt Markus Danielsmeier. Wobei sich das Dattelner Kaufhaus in der Pandemie mit kreativen Ideen hervorgetan hat. So konnten Kunden telefonisch Sachen bestellen, die direkt vorne am Eingang abgeholt werden konnten. Später hatte Markus Danielsmeier direkt neben dem Geschäft ein Corona-Testzentrum in Kooperation mit Ärzten eröffnet. Das sollte das Shoppen für die Kunden erleichtern, da sie damals nur mit negativem Ergebnis ins Geschäft durften. Auch hier traf das Motto von Markus Danielsmeier zu: Handel ist Wandel.