Schon Lic. Karl Ecke, dem langjährigen Pfarrer im Dattelner Südbezirk (von 1921 bis 1952), war es Anfang der 50er Jahre klar geworden, dass der Bau eines eigenen Pfarr- und Gemeindehauses in Meckinghoven über kurz oder lang nicht zu umgehen sein würde. Denn aufgrund der Lage des Pfarrhauses an der Pevelingstraße fühlten sich die Evangelischen aus der Südstadt benachteiligt: sie hatten den weiten Weg zur Stadtmitte, während Pfarrer Ecke gerne von einer näher gelegenen Pfarrwohnung die Betreuung jeden einzelnen Gemeindegliedes intensiver durchgeführt hätte.
Auch genügten die beiden bescheidenen Gotteshäuser, die sich im Südteil der Stadt befanden, in keiner Weise mehr den Ansprüchen des damaligen Pfarrbezirks 2 als kirchliche Mittelpunkte. Für kirchliche Zwecke wurde zumeist eine transportable hölzerne Notkirche „In den Erlen“ genutzt. „Gottes Wort bleibt in Ewigkeit“ prangte in großen, weithin sichtbaren Buchstaben über der Eingangstür der Segenskirche. Das Gotteshaus, das schon von Datteln nach Westerholt vergeben und dann im Krieg von Pfarrer Lic. Ecke nach Datteln zurückgeholt worden war, war aus einfachen Brettern gezimmert und mehr schlecht als recht eingerichtet. Sie stand zwar – auf dem Gelände des alten Kraftwerks Datteln 1-3 – ziemlich zentral im Ortsteil, war aber unterdessen recht baufällig und „platzte aus allen Nähten“.
Auch die Friedenskirche im äußersten Dattelner Süden konnte nur bescheidenen Ansprüchen genügen; nachdem sich der Mittelpunkt des Ortsteils Meckinghoven verschoben hatte, lag die verträumte Kapelle an der Provinzialstraße zu weit abseits von den neuen Siedlungsgebieten am Dümmer, andererseits war sie viel zu klein und unzulänglich für die stark angewachsene Gemeinde.
Grundsätzlich bestand daher in der Pfarrgemeinde die Absicht, in Meckinghoven ein allen Ansprüchen genügendes Pfarrhaus mit ausreichendem Pfarrsaal zu bauen – den entsprechenden Beschluss fasste das Presbyterium in seiner Sitzung am 20. März 1953. Wegen der angespannten Finanzlage einigte man sich im Presbyterium zwangsläufig auf eine etappenweise Verwirklichung des Projektes. Priorität wurde dabei dem Pfarrsaal eingeräumt.
Als Baugelände wurde ein Grundstück an der Ecke Meckinghover Weg/Tannenbergstraße erworben – die Moorwiese der Familie Gores, weil es günstig gelegen war am Rande der Dümmersiedlung und damit im Mittelpunkt des Pfarrbezirks zwischen der Meistersiedlung, dem Wohnviertel am Hebewerk und den damals zum Amt Waltrop gehörenden Ortsgemeinden Henrichenburg und Horneburg. Als Architekt wurde ein aktives Gemeindeglied gewonnen, der pensionierte Zechenbaumeister Heinrich Judt.
Am 3. Juli 1953 wurde mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen. Bereits fünf Tage später, am 8. Juli, konnte die Firma Pulvermacher mit den Maurerarbeiten beginnen. Zwischen den aufragenden Rohbaumauern, die später den Kirchsaal umgrenzen sollten, versammelte sich die Gemeinde am 23. August 1953 zur feierlichen Grundsteinlegung. In schneller Folge sollten weitere bedeutungsvolle Freudentage für die evangelische Gemeinde folgen: Unter dem Gesang des Chores „Großer Gott, wir loben dich“ brachten die Zimmerleute am 2. Oktober den Richtkranz auf dem Dachfirst des Kirchenneubaus an. Die festliche Einweihung des schlichten, geräumigen Kirchsaals fand am 14. März 1954 statt. Der Hauptbau, der zugleich als Kirche und Gemeindesaal diente, hatte eine Fläche von 175 m2, war also beträchtlich größer als beispielsweise der Saal im Lutherhaus. Am 6. November 1955 konnten die Gläubigen die drei Glocken aus einer besonderen Legierung, nämlich Euphon, erstmals sehen und bewundern. Dadurch haben sie einen weichen Klang. Die größte der drei Glocken hat ein Gewicht von 400 Kilogramm. Eingeläutet wurden die Glocken am Buß- und Bettag, dem 22. November 1955.
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Zur Geschichte der Versöhnungskirche. Über die Errichtung des Kirchsaales.
Auf der heutigen Orgelseite stand bis zum Ende der 70er Jahre die Kanzel; sie war die Verkündigungs- und Abkündigungsstelle: von hier wurden die Predigten gehalten und die organisatorischen Hinweise zur Entwicklung und zu Aktivitäten der Pfarrgemeinde gegeben. Epistel und Evangelium wurden am Altar verlesen. Der nach Westen angrenzende Versammlungsraum und die Empore verfügten zusammen über je 52 m2 und der südlich gelegene Konfirmandensaal über 35 m2 . Dort auf der Empore, im heute sogenannten „blauen Salon“, stand in den Anfangsjahren die alte, einmanualige Orgel mit ihrem scharfen Klang, die zudem schnell und leicht verstimmt war. Im Kellergeschoss standen 115 m2 für Jugendräume und weitere Zwecke zur Verfügung.
Weil 1954, etwa zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, die finanziellen Möglichkeiten nur zur Schaffung eines Kirchsaals gereicht hatten, entschloss sich die Evangelische Kirchengemeinde Datteln für die Renovierung des Kirchsaals. Nach gut einem Jahr Renovierungs- und Umbauarbeit konnte die Gemeinde am 29. und 30. November 1980 ihren neu gestalteten Kirchsaal mit einigem Stolz endgültig seiner Bestimmung als würdige Räumlichkeit für den Gottesdienst zuführen.
Die zahlreichen Veränderungen sowohl äußerlich als auch im Innern des Gebäudes gaben dem kirchlichem Mittelpunkt im Süden der Stadt nicht nur ein freundlicheres Aussehen, sondern sorgten auch für mehr Platz zur Gruppenarbeit: aus dem anfänglichen Kirchsaal war ein schickes Gemeindezentrum geworden.
Ausgangspunkt dieses Umbaus war die Verbreiterung des Treppenhauses, damit verband man die Neugestaltung des Eingangsbereiches und Gottesdienstraumes. Der alte Kunststoffboden wurde durch Parkett und die einfachen Kathedralglasfenster durch künstlerische Bleiverglasung ersetzt. Außerdem gab es eine veränderte Deckengestaltung und eine neue Bestuhlung. Der dem Gottesdienst dienende Kirchsaal „erhielt durch diese Verbesserungen der Innenausstattung die vorher fehlende sakral-architektonische Komponente; dies trug zu einer qualitativen Erhöhung des Andachtsempfindens der Gläubigen bei“, erklärte Pfarrer Breutmann damals dem Chefredakteur der Dattelner Morgenpost. (DMP vom 26. Oktober 1979)
Ebenso wesentlich war die Veränderung des Raums auf der Empore, auf der bis zu jenem Zeitpunkt die alte, für den Kirchsaal viel zu kleine Orgel gestanden hatte. Statt für kirchenmusikalische Zwecke wurde er nunmehr durch eine Abtrennmöglichkeit zum Saal auch als Gemeinderaum nutzbar. Zum Abschluss der Arbeiten bauten der Leiter der Firma „Alfred Führer“ aus Wilhelmshaven, Orgelbaumeister Fritz Schild und sein Intonateur Christian Wachtendorf die neue mechanische Pfeifenorgel mit ihren elf Registern einzubauen und den richtigen Klang in den Kirchsaal zu bringen. Gehäuse und Form sind dem Raum angepasst. Am 15. Februar 1981 konnte Superintendent Karl-Heinrich Gilhaus aus Recklinghausen diese neue Orgel einweihen. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes wurde gleichzeitig der Kirchsaal in „Versöhnungskirche“ umbenannt.
Im Chorraum sind die Prinzipalstücke neu geordnet worden, eine leichte wurde Kanzel hinzugefügt, und die Orgel an der Flügelwand zur Apsis aufgestellt. Durch viele kleine, behutsame Schritte und Maßnahmen wurde aus dem „multifunktionalen Kirchsaal“ eine Kirche, ein Raum mit Atmosphäre zur Meditation, zum Feiern von Gottesdiensten.
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