Lutherkirche Datteln

„Die Glocken dröhnen vom Turm der neuerbauten Lutherkirche in Datteln und künden der aufhorchenden Gemeinde, daß eine neue Zeitepoche anbricht für den evangelischen Teil der Bevölkerung, daß die Zeiten der Behelfsmäßigkeit in Notkirchen vorbei ist, daß dank der Opferwilligkeit der Gemeindeglieder ein stolzer Bau entstanden ist, der das evangelische Gemeindeleben besser zur Entwicklung bringen soll. Hell strahlt das beleuchtete Turmkreuz in den dunklen Samstagabend und feierlich klingen die Choräle des auf der Plattform des Turmes aufgestellten Posaunenchors, fast die gesamte Bevölkerung Dattelns rings um die Kirche versammelnd.“

Am 4. November 1928 kann die evangelische Kirchengemeibnde Datteln nach etwa zweijähriger Bauzeit - nicht weit entfernt vom Neumarkt - ihre neue Pfarrkirche einweihen. Bei diesem Bau, am südwestlichen Rand des ehemaligen Dorfes gelegen, auf dem sogenannten Mühlenrott, handelt es sich zwar nicht um den ersten und auch nicht den letzten evangelischen Kirchenbau in Datteln, aber sicherlich um den imposantesten. Planung und Bauaufsicht der im expressionistischen Stil erbauten Kirche liegen in den Händen des Dattelner Architekten Hugo Pfarre in Zusammenarbeit mit den Architekten Strunck und Wentzler aus Dortmund.

 

Die streng kubische Formgebung und die Verblendung der Außenmauern mit rustikalem Herdecker Natursandstein lassen an eine Trutzburg denken, sie verdeutlichen das Leitmotiv der Erbauer: "Eine feste Burg ist unser Gott". Durch die vorspringenden Strebepfeiler wird eine vertikale Gliederung erreicht. Die reliefartig vorkragenden Steine unterhalb der Traufe bilden ein Ziermotiv. Der 34 Meter hohe Glockenturm mit seinen drei Glocken aus Gussstahl: der Lutherglocke, der Bergmannsglocke "Glück Auf" und der Hindenburgglocke ist ein rechteckiger Kubus mit Flachdach. An der Eingangsfront steht neben einer quadratischen Fensterrose Martin Luther als steinernes Standbild mit Bibel in der Pose des Bekenners. Der Eingang zum Kirchenschiff wird durch geräumige Eingangshallen mit anschließenden Treppenhäusern, die zu den Emporen führen, vermittelt.

Das Kirchenschiff ist quadratisch und nach drei Seiten hin von freitragenden Emporen umgeben, wobei die hintere Empore für Sänger und Orgel bestimmt ist. Von ganz besonderer Bedeutung war die Frage nach der Gestaltung des Altarraumes. Ein baulich stark betonter Altarraum als Platz der sakramentalen und liturgischen Handlung wurde gewählt, der auch nach außen sich stark hervorhebt. Als besonders beherrschendes Element des Altarraumes krönen die figürlichen Darstellungen der großen Chorfenster die Raumwirkung, jene Wirkung, die Andacht wie Befreiung, Hingabe wie Ehrfurcht erweckt. Anschließend an den Altarraum liegt die Sakristei mit Nebenräumen, die durch einen besonderen Zugang vom anschließenden Pfarrhausgarten aus zu erreichen ist. Die seitlich vom Altarraum in Höhe der Empore angebrachte Kanzel steht in direkter Verbindung mit der Sakristei. Ein besonders würdiger Raum für die Ehrung gefallener Krieger der Gemeinde ist im Turm neben dem Haupteingang untergebracht.

Nach schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (11. Nov. 1944) wird 1948 ein neues Gewölbe in die Kirche eingezogen, seit 1951 prägt ein Kreuz aus Spurlatten der Zeche Emscher-Lippe den Altarraum, in dessen Mitte der neue Altar aus Ruhrsandstein (Altarplatte 2,10 m aus einem Stück) steht; zwischen 1951 und 1956 werden die neuen Fenster eingebaut; die von der Firma Alfred Führer, Wilhelmshaven, eingebaute Orgel wird 1966 eingeweiht. Aufgrund ihrer zentralen Lage fällt die Kirche jedem Besucher der Stadt sofort ins Auge; wegen ihrer Bedeutung für die Ortsgeschichte wird sie 1985 in die Denkmalliste der Stadt Datteln aufgenommen.

 

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Die Zeitttafel, die der Plattdeutsche Sprach- und Heimatverein Datteln 1922 e.V. in der Nähe des Haupteingangs der Lutherkirche angebracht hat