An zentraler Stelle im alten Dorf, nur wenige Meter vom alten Marktplatz (Tigg) entfernt, begrüßt die St. Amanduskirche all ihre Besucher - und das seit über 1000 Jahren. Funde lassen vermuten, dass die älteste christliche Niederlassung in Datteln auf das 9. Jahrhundert zurückgeht. Als Standort einer Kirche belegt ist dieser Platz für das Jahr 1147: Papst Eugen III. bestätigte nämlich am 17. Juni jenen Jahres in einer päpstlichen Bulle der St. Heribert-Abtei in Deutz ihre Kirchen und Güter, darunter auch die Kirche in Datteln. Zwei weitere päpstliche Bullen aus den Jahren 1161 und 1297 wiederholen diese Angaben.
Die Dattelner Kirche ist dem hl. Amandus geweiht. Der hl. Amandus war einer der Heiligen, der vom Volke der Franken besonders verehrt wurde. Er stammte aus Aquitanien im Süden Frankreichs (geb. um 594 in der Nähe von Nantes), er war Bischof von Maastricht, vor allem aber arbeitete er als Missionar in Flandern. Er starb 676 im Kloster Elnon bei Valenciennes, in der Nähe der heutigen französisch-belgischen Grenze.
Von 1147 an gilt Datteln nicht nur als Ort, sondern auch als Pfarre. In der Deutzer Handschrift von 1155, einer Bestandsaufnahme der Kirchen und Güter der St. Heribert-Abtei, wird die Dattelner Kirce erstmals auch als Pfarrkirche namentlich aufgeführt. Experten gehen aber davon aus, dass bereits früher, kurz nach der fränkischen Eroberung und der damit verbundenen Christianisierung um 800, in Datteln eine erste Kirche gestanden haben muss, und zwar als Eigenkirche des Königshofes Hofstedde.
Mit der Säkularisation 1802/03 endet die Zugehörigkeit der Dattelner Kirche zur Abtei Deutz, 1821 wird der 1816 neugebildete preußische Kreis Recklinghausen kirchlich der Diözese Münster übertragen; damit endete die etwa tausendjährige Zugehörigkeit Dattelns zum Kölner Fürstbischof.
Über die Jahrhunderte gab es im Dorf Datteln mehrere Kirchenbauten. So lassen sich Teile der heutigen Kirche auf die Jahre 1250 bis 1500 zurückdatieren. Um 1250 wird die erste steinerne Dorfkirche im romanischen Stil mit dem Alten Turm (Westturm), dem ältesten erhaltenen Bauteil der heutigen Kirche, errichtet; der alte Turm enthält romanische Rundbogenöffnungen und eine Kupfertür (1958), die reich mit Ornamenten verziert ist. Die zweijochige spätgotische Hallenkirche von Hendric de Suers aus dem Jahre 1500, in den Ausmaßen des heutigen Querschiffs und der Ausstattung des romanischen Turms mit einer neuen 32 Meter hohen Turmspitze, reichte der Gemeinde lange Jahre, bis ins beginnende 20. Jahrhundert als Gotteshaus. Die alte Apsis an der Ostseite ist durch Strebepfeiler stark gegliedert. Mit dem Einzug des Bergbaus und dem rasanten Bevölkerungsanstieg wird 1912/13 der Erweiterungsbau mit neuem Turm im rechten Winkel so durch die alte Kirche geschoben, dass der mittelalterliche Altbau als Querschiff erhalten bleibt.
Durch einen Bombenangriff am 9. März 1945 wird die Kirche größtenteils zerstört. Lediglich der neue Turm, der Unterbau des alten Turms von 1250, Teile der Umfassungsmauern des Chores des spätgotischen Baues - die alte, durch Strebepfeiler stark gegliederte Apsis an der Ostseite beeindruckt auch heute noch - und einige Säulen im Kircheninneren sind stehengeblieben und werden für den Wiederaufbau genutzt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wird der Hochaltar an die Nordwand und der neue Haupteingang an die Südseite neben dem Neuen Turm verlegt. Am 04. Dezember 1949 werden die wiederaufgebaute Amanduskirche und der neue Altar von Weihbischof Heinrich Roleff eingeweiht. An der Nordseite befindet sich ein großes Rosetten-Fenster. Die Fenster sind bleiverglast und präsentieren sich in Spitzbogenform. Auch die Schalllöcher des Glockenturmes sind spitzbogenförmig. Als herausragendes Zeugnis der Ortsgeschichte ist die Kirche seit 1985 als Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Datteln eingetragen.
Unter den älteren Kunstwerken des Gotteshauses verdient vor allem das „Amanduskreuz“ Beachtung (wohl 12. Jahrhundert, Fassung neu) Die Eichenholzplastik in halber Lebensgröße zeigt Christus nicht als Gemarterten, sondern als Triumphator über den Tod. Er ist mit Tunika und Schnallenschuhen bekleidet. Beide Arme sind weit ausgestreckt. Die Dornenkrone fehlt.
Die Kirche besitzt außerdem noch ein spätgotisches Sakramentshaus, eine Skulptur des hl. Petrus aus dem 14. Jahrhundert, weitere Apostelfiguren aus dem 16. Jahrhundert und ein Standbild des Pfarrpatrons aus dem 18. Jahrhundert.
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Das Amanduskreuz. Das Amanduskreuz hinter dem Altar ist der älteste Kunstgegenstand in der Pfarrkirche St. Amandus und zugleich von großer religiöser Bedeutung.