Wohnhaus Tigg 5

 

Darstellung der wesentlichen charakteristischen Merkmale des Denkmals:

Zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach und Ziegeldeckung. Die Seite zur Straße zum „Tigg“ besteht aus Sichtmauerwerk und wurde vermutlich vorgesetzt.

Tag der Eintragung: 06.05.1985

Nutzungsart: Wohnhaus/Geschäftsräume

 

 

Als Bürgerhaus bedeutend für Datteln, da es das einzige verbliebene Haus dieser Bauform aus dem 18. Jahrhundert im Ortskern ist. Gleichzeitig liegen städtebauliche Gründe vor, die darin bestehen, da das Objekt die alte Platzwandbebauung markiert und Blickfangfunktion wahrnimmt. Trotz veränderter baulicher Maßnahmen ist das Gebäude ein Denkmal.

 

 

Bestätigung des Denkmalschutzes durch das Westfälische Amt für Denkmalpflege am 12.08.1986:

Das Haus Tigg 5 ist ein traufenständiges Wohn- und Geschäftshaus von 1743 (Steinplatte mit Datum über der linken Haustür). Auf niedrigem Sockel sind zwei Geschosse unter Krüppelwalmdach errichtet. Die Bauweise ist Fachwerk mit Putzgefachen. Die Front war im Erdgeschoss unterteilt in den Wohnteil mit Eingang rechts und nach mündlicher Überlieferung den Wirtschaftsteil mit Deelentor links. Das Obergeschoss ist wohl schon zur Erbauungszeit ganz als Wohnung genutzt worden. Die Fensterachsen sind wahrscheinlich original auf der ganzen Länge der Front.

 

Veränderungen: Das Haus erfuhr mehrere, zum Teil sehr wesentliche Veränderungen: um 1878 verlegte der Kaufmann H. sein Uhren- und Silberwarengeschäft in das Gebäude Tigg 5. Dazu wurden ein neuer Eingang und zwei Schaufenster in der Fassade an der Stelle des alten Wirtschaftsteils geschaffen und das Innere entsprechend umgestaltet. Die Traufwand wurde massiv in Ziegel erneuert, aus dieser Bauphase stammen auch die beiden historischen Haustüren.

 

Um 1920 wurde eine Dachgaube mit zwei Fenstern auf der rechten Seite im Zusammenhang mit einer neuen Wohnung ausgebaut, die nach 1945 erweitert wurde. Dabei erhielten die Dachgauben vier Fenster. Nach Bombeneinschlag im 2. Weltkrieg an der Rückseite des Hauses musste etwa ein Drittel der rückseitigen Traufwand massiv erneuert werden. Die linke Giebelfront wurde wohl in den 1960er Jahren mit Eternitplatten verkleidet.

 

Vom Bau des 18. Jahrhunderts bestehen demnach noch die beiden Giebelwände, ein Teil der hinteren Traufwand, der komplette Dachstuhl, die Gliederung der Fassade, mit zwei deutlich getrennten Hälften, deren Achsen durch die Fenster des Obergeschosses gegeben sind. Dimensionierung und Proportionierung gehen auf die Bauzeit im 18. Jahrhundert zurück.

 

Die wichtige Umbauphase ist die von ca. 1878 mit der Einrichtung des Geschäfts, der Umgestaltung des alten Wirtschaftsteils und der Erneuerung der platzseitigen Fassade. Diese Umgestaltung ist mit Sinn für die Gestaltung der ursprünglichen Fassade geschehen. Auch der Einbau des rechten Schaufensters geschah mit Rücksicht auf die Achsengliederung und die Form der bereits bestehenden Schaufenster, nahm aber dem Haus den letzten verbliebenen Erdgeschosswohnteil. Störend ist das Gaubenband eingebaut.

 

Das Haus liegt an bedeutsamer städtebaulicher Stelle. Der Tigg ist der alte Marktplatz von Datteln, der durch eine Stichstraße mit dem ehem. Kirchring verbunden war. Hier kreuzten sich die beiden wichtigsten Verkehrswege aus den vier Himmelsrichtungen. Die heutige städtebauliche Gestaltung lässt die zentrale Bedeutung dieses Platzes nur noch in Teilen erkennen, weil eine neu geschaffene Straße unmittelbar nördlich Hauptverkehrsstraße geworden ist. Der Bedeutung des Platzes entsprechen bis ins 20. Jahrhundert aber einige Gebäude: hier standen z.B. das historische Rathaus und die 1979 abgebrannte Vikarie. Zu diesen größer dimensionierten Häusern gehört auch das Haus Tigg 5. Es ist das älteste heute bestehende Haus am Marktplatz. In seinem Hauskörper des 18. Jahrhunderts und seiner charakteristischen Umgestaltung von 1878 sind wichtige Phasen der Ortsentwicklung sichtbar. Zusammen mit den Häusern um 1800 an der Verlängerung des Marktplatzes, der Marktstraße, und an dem Fachwerkgebäude Am Tigg 1 bildet es ein Ensemble, das für die Bebauung und Bauweise des 18. und 19. Jahrhunderts bedeutsam ist.

 

Aus ortsgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen ist das Haus Tigg 5 Denkmal nach Denkmalschutzgesetz NW. Schutzwürdig sind der Baukörper in seinen Umrissen und mit den Fachwerkteilen sowie die Fassaden im Zustand von ca. 1878. Die modernen Veränderungen – Dachgaube, Schaufenster rechts – sind nicht denkmalwert. Vom Inneren ist der Dachtuhl denkmalwert, weil er original aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist.

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